Katharina Wehr: „Die Stimmung beim Rhein-Ruhr-Marathon ist einzigartig“

Zuletzt war Katharina Wehr nicht zu schlagen. Zwei Mal in Folge hatte die Duisburgerin den Rhein-Ruhr-Marathon gewonnen. Ob die Läuferin vom ASV Duisburg aber in diesem Jahr an den Start gehen kann, wird sich wohl erst in letzter Minute entscheiden – Katharina Wehr plagt sich in diesen Tagen mit einer Erkältung herum. „Und wenn man nicht einhundertprozentig fit ist, macht eine Teilnahme keinen Sinn“, sagt die 28-Jährige. Im Gespräch mit Tobias Appelt blickt sie zurück auf ihre Erfolge und gibt Tipps für Hobby-Läufer.

Frau Wehr, am Sonntag ist es wieder so weit: In Duisburg findet die 41. Auflage des Rhein-Ruhr-Marathons statt. Um 8 Uhr fällt der Startschuss. 2023 und 2022 waren Sie die schnellste Frau auf der Strecke. Wie fühlt sich das an?

Katharina Wehr: Das ist ein tolles Gefühl! Besonders für mich als Duisburgerin – die Strecke führt ja fast bei mir zuhause vorbei. Nachbarn, Freunde und Familie stehen dann am Rand und feuern mich an. Vergangenes Jahr hat mich das ungemein motiviert für die letzte Steigung am Kalkweg. Eben dort war mir auch klargeworden: Heute gewinne ich! Dann der Zielauflauf in die Arena – Jubel und Applaus von den Zuschauern – das ist schon eine sehr beeindruckende Atmosphäre.

Rhein-Ruhr-Marathon keine Massenveranstaltung

Was unterscheidet Ihrer Meinung nach den Rhein-Ruhr-Marathon von anderen Laufveranstaltungen?

Er hat sehr viel zu bieten – und wird zugleich immer noch unterschätzt. Es ist toll, was die Leute da auf die Beine stellen, und die Stimmung ist einzigartig. Mir gefällt auch die fast schon familiäre Atmosphäre. Der Rhein-Ruhr-Marathon ist ja absolut keine Massenveranstaltung. Im vergangenen Jahr waren 957 Läuferinnen und Läufer auf der Marathon-Distanz am Start. Außerdem, das darf man nicht vergessen: Der Rhein-Ruhr-Marathon ist einer der ältesten, wenn nicht gar: der älteste, Stadtmarathon Deutschlands.

Jetzt ist mein Interesse geweckt – leider bin ich eher unsportlich. Was meinen Sie, werde ich bis Sonntag noch fit für den Marathon?

Auf gar keinen Fall. Trainingsmäßig ist da nichts mehr zu machen. Jetzt ist Ausruhen angesagt. Wer am Sonntag den Marathon laufen will, braucht jetzt Ruhe.

Und wenn ich nächstes Jahr starten möchte?

Das geht. Wenn Sie jetzt mit der Vorbereitung anfangen. Das erfordert aber viel Disziplin. Für den Anfang sollten Sie mindestens an drei Tagen in der Woche Laufen, erstmal kurze Strecken und zwischendurch können Sie auch immer mal wieder eine Strecke gehen. Dann steigern Sie das Pensum langsam, und später nehmen Sie noch einen vierten Trainingstag dazu. Bei allem geht es darum, Ausdauer aufzubauen – die Geschwindigkeit ist nicht so wichtig. Vielleicht wäre erstmal ja auch ein Halbmarathon etwas für Sie?

Premiere in New York City

Für den Anfang, ja. Apropos: Wie haben Sie denn mit dem Laufen angefangen?

Als ich klein war, waren meine Eltern schon begeisterte Läufer – und ich fand das cool. So mit fünf oder sechs Jahren habe ich dann zum ersten Mal an Bambini-Läufen teilgenommen. Nicht weil meine Eltern das wollten, sondern weil ich total Spaß daran hatte. Im Grundschulalter habe ich dann beim TV Wanheimerort mit Leichtathletik angefangen. Weitsprung, Sprint, Hürdenlauf, das habe ich dann jahrelang gemacht. Mit 17 oder 18 musste ich mich dann entscheiden – und meine Wahl fiel aufs Laufen. Das ist halt nicht so umständlich. Laufen kann ich immer und überall. Meinen ersten Marathon bin ich dann 2019 gelaufen – mit meinem Papa in New York City.

Was ist denn entscheidend, um bei einem Marathon erfolgreich zu sein?

Disziplin und Fleiß, Ausdauer und Beständigkeit. Wer etwas erreichen will, muss konsequent sein. Es reicht nicht, mal eine Woche beim Training alles aus sich herauszuholen, wenn man dann zwei Wochen lang wieder alles schleifen lässt. Auch neben dem klassischen Training kann man einiges tun, um sich fit zu halten. Damit meine ich gar nicht die Muckibude. Übungen mit dem eigenen Körpergewicht reichen völlig aus, etwa Liegestütze oder Sit-ups. Läufer brauchen keinen fetten Bizeps. Sie brauchen Muskeln, die sie stabil halten.

Und welche Rolle spielt die Ernährung?

Manche Läufer verfolgen da ja klare Philosophien. Ich bin da aber nicht so streng mit mir. Ab und zu darf es auch Fast Food sein, wenn ich mich ansonsten ausgewogen ernähre. Es ist wichtig, dass der Speiseplan vielfältig ist – schließlich braucht der Körper bei so einem langen Lauf wie dem Marathon eine Menge Energie.

42,195 Kilometer! Wie motivieren Sie sich da eigentlich, dass Sie unterwegs nicht aufgeben?

Na ja, jeder der bei so einem Lauf an den Start geht, hat ein klares Ziel vor Augen, auf das er lange hintrainiert hat: Der eine will es unter vier Stunden schaffen, der andere unter drei. Dieses Ziel will man erreichen, schließlich hat man hart dafür gearbeitet – und daran muss man sich dann beim Laufen immer wieder erinnern.

Duisburg wirbt für sich mit dem Titel SPORTSTADT. Wie sehen Sie das? Ist das passend?

Ich als Läuferin kann sagen: Die Bedingungen für uns sind perfekt. Es gibt so viele Möglichkeiten für uns. Denken Sie nur an die Sechs-Seen-Platte, die Regattabahn und den Sportpark Wedau – da ist auf der Laufstrecke jeder Kilometer markiert, weit und breit gibt es keine Autos und in der dunklen Jahreszeit ist die Strecke sogar beleuchtet. Kennen Sie den Lichterlauf? Der ist jedes Jahr im September. Mit den Einnahmen wird die Streckenbeleuchtung an der Regattabahn finanziert – dieser Lauf ist für mich ein Pflichttermin.

Katharina Wehr gewann 2022 und 2023 die Frauen-Konkurrenz beim Rhein-Ruhr-Marathon in Duisburg. Foto: Bildwerk Brüggemann