Kanu: Deutsche Sportler trainieren in Duisburg für Paralympics

André Brendel sitzt an einem Klapptisch und blickt auf die Regattabahn in Duisburg. Der Bundestrainer der Deutschen Parakanu-Nationalmannschaft greift zu einem Mikrofon. Im Startschuh wartet seine Athletin Anja Adler auf das Kommando. Die Sportlerin sitzt in einem rosafarbenen Kajak und hält ein Paddel in den Händen.

Brendel ruft zunächst „Ready“, dann „Set“, und beim „Go“ setzt sich Anja Adler in Bewegung. Mit kräftigen Paddelschlägen nimmt die Sportlerin Fahrt auf, nach einem kurzen Spurt hat sie den Trainingslauf beendet. Christian Ifland vom Olympiastützpunkt Rhein-Ruhr sowie das Trainerteam mit André Brendel und seinen Kollegen Christian Gleinert sowie Jürgen Hausmann werten im Anschluss die Daten aus.

Paralympics beginnen am 28. August

Die Para-Kanuten bereiten sich derzeit im Bundesleistungszentrum in Duisburg auf den Saison-Höhepunkt vor. Am 28. August beginnen die Paralympischen Spiele in Paris. ARD und ZDF berichten täglich mehrere Stunden live.

Drei deutsche Kanutinnen sind dabei: Anja Adler, Edina Müller und Felicia Laberer wollen in ihren jeweiligen Wettkampfklassen um die Medaillen mitfahren. Am 6. September muss sich das Trio in den Vorläufen beweisen. Am 8. September, dem Schlusstag der Paralympischen Spiele, fallen im Wassersportstadion Vaires-sur-Marne die Entscheidungen.

In Duisburg schafft das deutsche Team die Grundlagen. Das Startreaktionstraining, das Anja Adler soeben absolviert hat, steht an der Regattabahn besonders im Fokus. „Die Strecke bei den Wettkämpfen ist nur 200 Meter lang, deshalb ist der Start so unglaublich wichtig“, sagt André Brendel. Für ihn ist das Trainingslager ein Heimspiel. Er stammt aus Duisburg und saß als Sportler einst selber im Kanu.

Quotenplätze in Duisburg geholt

Seine Athletinnen kennen sich an der Regattabahn auch sehr gut aus. Bei der WM 2023 fuhren sie die deutschen Quotenplätze für die Paralympics heraus. Jetzt sind sie wieder zurück. „In Duisburg herrschen immer optimale Bedingungen“, sagt Anja Adler. „Das Team vor Ort hat dafür gesorgt, dass wir im Training so eine Startanlage wie in Paris nutzen können. Das ist ein großer Vorteil.“ Das Team von DuisburgSport um Regattabahnchef Mirko Günther setzt alles daran, dass die deutschen Sportlerinnen top vorbereitet nach Frankreich reisen.

Das bestätigt auch Felicia Laberer. „Es gibt keine bessere Strecke als in Duisburg“, sagt die Berlinerin. Hier gewann sie 2023 WM-Bronze. Auf dem dritten Platz landete sie 2021 auch bei den Paralympics in Tokio. „Ich werde jetzt wieder alles daran setzen, bei der Medaillenvergabe mitzumischen“, sagt die 23-Jährige, bevor sie in ihr Boot steigt.

Im großen Kraftraum spult Edina Müller ihr Programm ab. Physiotherapeut Daniel Meyer begleitet sie bei den Übungen. Die 41-Jähige gehört zu den großen Namen im Para-Sport. In Tokio gewann sie in ihrer Klasse die Goldmedaille. In Paris nimmt an ihren fünften Paralympics teil.

Edina Müller ist Kandidatin als Fahnenträgerin

Edina Müller kann sich Chancen ausrechnen, bei der Eröffnungsfeier auf der Champs-Elysées die deutsche Fahne zu tragen. Sie ist eine von drei nominierten Frauen. Sportlerinnen und Sportler sowie eine Fachjury stimmen nun darüber ab, wer ihr Land repräsentieren soll. „Wenn ich es am Ende werde, würde das unserer Sportart mit Sicherheit einen Schub geben“, sagt Müller. Bei den Olympischen Spielen trug ein Kanute die Fahne bei der Schlussfeier. Der auch in Duisburg bekannte viermalige Olympiasieger Max Rendschmidt bekam die ehrenvolle Aufgabe.

Doch bevor sich Edina Müller mit den Zeremonien beschäftigen kann, stehen noch viele Trainingseinheiten vor ihr. „Wir freuen uns immer wieder, nach Duisburg zu kommen“, sagt die Para-Kanutin. „Das Bundesleistungszentrum steht für kurze Wege – da können wir uns ganz auf die Inhalte fokussieren.“

Bundestrainer André Brendel wertet derweil den nächsten Start aus. In wenigen Tagen bricht er auf nach Frankreich. Bei der Rückreise soll das Team etwas mehr im Gepäck haben. „Eine Medaille ist das Soll, zwei Medaillen wären toll“, sagt Brendel, „und drei Medaillen wären sensationell.“   

 

André Brendel erlebt in Paris seine zweiten Paralympischen Spiele als Bundestrainer. Foto: Eugen Shkolnikov / Duisburg Kontor

Anja Adler gehört zum deutschen Team, das nach Paris fährt. Foto: André Brendel