Para-Leichtathletin Nele Moos: Neue Ziele nach der Silbermedaille in Paris
Wenn Nele Moos morgens in ihrer Wohnung aufwacht, schaut sie auf eine Vitrine. Hinter der Glasscheibe liegt ein Erinnerungsstück an den größten Erfolg ihrer Karriere: eine Silbermedaille der Paralympics.
2024 erreichte die Duisburgerin in Paris den zweiten Platz im Weitsprung. „Der Blick auf die Medaille motiviert mich jeden Morgen, im Training auf die nächsten großen Ziele hinzuarbeiten“, sagt die 23-Jährige, deren rechten Körperhälfte seit ihrer Geburt gelähmt ist.
Nele Moos: Bestleistung im letzten Versuch
2024 war ihr Jahr: Im Stade de France sprang sie im letzten Versuch persönliche Bestleistung. 5,13 Meter leuchteten auf der Anzeigetafel auf. Das reichte am Ende für Silber.
Nele Moos hatte mit so einem Ergebnis nicht gerechnet – und auch keine Klamotten für die Zeremonie eingepackt. Ihr Teamkollege Marcus Rehm half aus. In der Siegerehrungs-Kleidung des Weitspringers nahm sie die Medaille in Empfang.
Ermüdungsbruch im Schienbein führt zur Pause
Dass eine Sportlerinnen-Karriere auch Schattenseiten haben kann, erlebte Nele Moos im März 2025. Da zog sie sich einen Ermüdungsbruch im Schienbein zu. „Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht“, betont die Spitzensportlerin. Sechs Wochen ging sie an Krücken. „Das war für mich ungewöhnlich“, sagt Nele Moos. „Sonst hatte ich kein Problem damit, im Bus mal zu stehen. Jetzt brauchte ich immer einen Sitzplatz.“
In der Reha-Phase sprach sie viel mit ihren Trainern. „Da haben wir auch mal Tacheles geredet“, sagt die Leichtathletin. Letztlich kam das Team zu dem Ergebnis, dass Nele Moos zu viel trainiert hatte. Die Verletzung war die negative Folge.
WM in Neu Delhi als Nahziel
Mittlerweile ist die Duisburgerin wieder fit. „Ich bin zwar noch nicht bei hundert Prozent, aber ich fühle mich gut“, sagt sie. Ende September möchte Nele Moos dann nach Neu Delhi fliegen. In der indischen Metropole finden die Weltmeisterschaften statt. Sie will dann im Weitsprung und über 400 Meter starten.
Vorher geht es noch nach Nizza ins Trainingslager. „Dort haben wir uns vor einem Jahr auch auf Paris vorbereitet“, sagt Nele Moos. „Das könnte ein gutes Omen sein.“ Vor den Weltmeisterschaften sind auch noch Starts bei Wettkämpfen geplant. „Da kann ich einschätzen, auf welchem Leistungslevel ich bin“, erklärt die Silbermedaillen-Gewinnerin der Paralympics.
Studium der Sonderpädagogik in Köln
Nele Moos hat ihren Lebensmittelpunkt mittlerweile ins Rheinland verlegt. Sie startet für den TSV Bayer 04 Leverkusen und studiert Sonderpädagogik in Köln. Die Verbindung zu Duisburg ist aber nie abgerissen. „Das wird immer meine Heimat bleiben“, sagt Nele Moos und ergänzt mit einem Lachen: „Ich werde auch meine Ruhrpottschnauze beibehalten.“
Duisburg war der Startpunkt ihrer Karriere: Als Kind hüpfte sie beim Etus Wedau in die Weitsprunggrube. Später profitierte Nele Moos von der Förderung bei Eintracht Duisburg. Kürzlich nahm sie an einem besonderen Event in ihrer Heimatstadt teil: Beim offiziellen Fackellauf anlässlich der FISU World University Games machte sich Nele Moos auf den Weg. „Das war für mich eine große Ehre.“
Vorfreude auf die World University Games
Dass Duisburg eine Host City der Multisportveranstaltung ist, findet sie klasse. Wettkämpfe im Rudern, Wasserball, Beachvolleyball und Basketball werden hier ausgetragen. Die Schauinsland-Reisen-Arena ist am 16. Juli Schauplatz der Eröffnungszeremonie. Und im Landschaftspark Duisburg-Nord steigt am 27. Juli die große Schlussfeier.
„Duisburg hat es sich verdient“, sagt Nele Moos „Wir haben hier unfassbar tolle Sportstätten, die für Großereignisse super geeignet sind.“ Sie hält auch den ganz großen Wurf für möglich: Olympische und Paralympische Spiele an Rhein und Ruhr – mit Medaillenentscheidungen in der SPORTSTADT DUISBURG. Im Jahr 2036, 2040 oder 2044 könnte es so weit sein. „Ich würde mir einen Ast abfreuen, wenn die Region den Zuschlag bekommt“, sagt Nele Moos.
Als aktive Sportlerin wird sie dann vermutlich nicht mehr dabei sein. Aber eine Teilnahme an den Paralympischen Spielen in Los Angeles 2028 oder Brisbane 2032 wäre realistisch. Und in der Vitrine ist vermutlich noch Platz für weitere Medaillen.
Foto: Oliver Heuser

Nele Moos nahm am Fackellauf in ihrer Heimatstadt Duisburg teil. Foto: Rhine-Ruhr 2025/Helge Tscharn